Der Samstagsmarkt

Zeit: 07.30 - 13.00

 

Ein Samstag ohne Markt ist für die Tessinerinnen und Tessiner undenkbar. Der Samstagsmarkt hat einen festen Platz in ihrem Leben. Aber auch bei den Touristen ist er sehr beliebt. An den Ständen in der Altstadt werden erstklassige Produkte aus der Region angeboten: frisches Gemüse und Früchte je nach Saison, Wurstspezialitäten, leckeren Käse aus den umliegenden Tälern und feines Tessiner Brot. Neben Gaumenfreuden finden die Besucherinnen und Besucher hier auch Kleider, Eisen- und Haushaltswaren, Kunsthandwerk, Trödel und vieles mehr.


Der Markt ist aber nicht nur zum Einkaufen da. Hier trifft man sich, verbringt mit Freunden und Bekannten eine gute Zeit und geniesst vielleicht ein Marktmenü, das viele Restaurants zu einem günstigen Preis anbieten.


Der Markt und seine Geschichte

Im Jahr 1876 berichtete die Zeitung «II Gottardo» von einem «ausserordentlichen Auflauf von Leuten, die Strassen waren übervoll, während die zahlreichen Krämerstände den Neugierigen und allerlei Kunden einen gefälligen Anblick boten».


Zwei Jahre später sprach man von einem echten zweiwöchentlichen Markt, als 1878 staatlich festgelegt wurde, dass dieser am Tag vor dem Markt von Locarno stattfinden soll. In Locarno war am Donnerstag Markttag, der Dienstag war für jenen in Lugano vorgesehen. Der Markt fand im Freien statt, bei schlechtem Wetter wurde er unter die Bögen und in die Reitställe der Kaserne verlegt.
Im Jahr 1882 unterbreitete der Mitbürger Rodolfo Bonzanigo den kommunalen Behörden das erste «Marktreglement», das von der Stadtverwaltung mit geringfügigen Änderungen angenommen wurde.

Danach wurde der Markt endgültig auf den Samstag gelegt. Er fand auf der Piazza San Rocco, der Piazza Nosetto und entlang der Viale della Stazione statt. Die angebotene Ware wurde genau kontrolliert, wie in einer Zeitung vom 17. Februar 1900 zu lesen ist: «Heute Morgen liess die örtliche Polizei zur grossen Zufriedenheit unserer Bauern und Obsthändler zwei Karrenladungen voll verdorbenem Wirsing vom Markt entfernen.»


In der «Cronaca Ticinese» vom 14. Juni 1903 hielt Alberto Pedrazzini fest, dass «der Markt von Bellinzona einen ganz eigenen Charme hat. Er erträgt weder Regeln noch Lektionen in Sachen Schönheit, aber auch die scheinbare Unordnung hat einen gewissen Reiz, der einen eine volle halbe Stunde lang durch den Markt schlendern und alles betrachten lässt.» Der Stadtverwaltung missfiel jedoch die «Unordnung», die der Locarneser Journalist angesprochen hatte. Sie gab am 7. Mai 1909 bekannt, dass für den Markt ausschliesslich die Piazza Giardino (Posta Vecchia) im Norden und die Piazza Governo im Süden vorgesehen seien.

Diese Massnahme erzürnte jene, die die gewählten Standorte als «abgelegen» erachteten. Und das waren nicht wenige. Am 3. Juni fand im Grotto Leona im Quartier Daro eine Protestkundgebung gegen diese Verdrängung statt. Am Abend des 30. Juni 1909 hielt der Stadtrat eine ausserordentliche Sitzung ab, die aber ohne Ergebnis blieb.


Die Piazza Giardino und die Piazza Governo erwiesen sich jedoch nicht als geeignete Standorte für den Markt. Ein neues Reglement legte daher fest: «Die Piazza Collegiata für Gemüse-, Obst-, Geflügel- und Blumenverkäufer mit eigenem Stand. Die Bögen an der Piazza Nosetto für die Präsentation und den Verkauf von Milchprodukten und Ähnlichem. Die Viale Stazione und die Via Camminata für die übrigen Verkäufer von regionalen landwirtschaftlichen Produkten und Ähnlichem. Die Piazza San Rocco und die Piazza del Teatro für Kurzwarenhändler mit oder ohne Stand und für die Präsentation von Kleinvieh. Die Piazza San Rocco und die Piazza del Sole sowie die Piazzale della Posta und die Piazzale della Caserma für den Verkauf von Brennholz und das Abstellen von Gefährten».

Mit dem neuen Reglement – dieses entsprach mehr oder weniger dem Vorschlag der 30 Stadträte, die gegen den Marktstandort an der Piazza Giardino und an der Piazza Governo waren – wurde auch die Idee eines gedeckten Markts in Bellinzona neu lanciert: ein Markt, der im renovierten Gebäude der Vecchia Dogana Platz gefunden hätte.


Anfang 1947 schlugen über sechshundert Bellinzonesi im Rahmen einer Petition an die Stadtverwaltung die Via Dogana (wo das alte Gebäude nach einem Brand 1935 abgebrochen wurde) als Marktstandort vor, da die Viale della Stazione, wo der Markt teilweise stattfand, sich wegen des zunehmenden Verkehrs nicht mehr eigne (man erwartete, dass bis zum Jahresende siebentausend Automobile auf den Tessiner Strassen unterwegs sein würden). Die Via Dogana präsentierte sich gemäss den Befürwortern einer Verlegung des Samstagsmarkts «modern, grossräumig, ausladend, gepflastert, windgeschützt und mit breiten Gehsteigen».

 

Diese Standortwahl wurde von den Einwohnern bekämpft, die den Markt vor allem entlang der Viale della Stazione sehen wollten. Sie argumentierten, dass auch in anderen grossen Städten wie Bern und Zürich der Markt in den Hauptstrassen stattfinde und dass die Viale della Stazione «breite Gehsteige (3,70 Meter) mit gossen Steinplatten aufweist, die den unhygienischen Staub eliminiert haben».

Der Stadtrat befasste sich an seiner Sitzung vom 13. Mai mit dem vorgeschlagenen Umzug und sprach sich für die Via Dogana aus. Die Gegner ergriffen das Referendum und sammelten über sechshundert Unterschriften (im damaligen Wählerverzeichnis waren 3605 Personen eingetragen). Beim Urnengang am 6. Juli wurden 2181 Stimmen abgegeben. Der kommunale Entscheid wurde mit einer Mehrheit von 343 Stimmen angenommen, und der Markt wurde an die Via Dogana verlegt. Von hier ging es später an den Platz, der durch den Abbruch einiger alter Häuser zwischen der Stadtmauer und dem Palazzo Civico entstanden ist. Dies war der letzte Standort, denn kurz darauf kam das Ende des Markts. Die Stadt war um eine bedeutende und breit verankerte Tradition ärmer geworden.


Glücklicherweise wurde er später auf Initiative der neu gegründeten Società dei Commercianti unter dem Vorsitz von Nino Galli, dem unbestrittenen «Götti» unseres Markts, wieder ins Leben gerufen. So begann am 13. September 1975 ein neues Kapitel in der Geschichte eines Wochenmarkts, der das Leben in der Stadt mitbestimmt. Ich wünsche mir, dass der Markt von Bellinzona noch lange besteht und sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt.

Plinio Grossi und Brenno Pezzini, 
Aus dem Buch  «Le ricette del mercato di Bellinzona»

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